15. September 2012

bücherwarnung: ich will schlafen

worum geht's? um den roman "ich will schlafen!" von helen walsh, erschienen im februar 2012. die hauptfigur rachel wird nach einem one night stand schwanger und freut sich auf ihren sohn. doch nach der geburt stürzt sie in ein tiefes loch und will nur noch eines: schlafen.

warum eine warnung? charlotte roche hat über dieses buch gesagt "So rührend, knallhart und realistisch ist über Geburt und Mutterschaft noch nie geschrieben worden. Ein grandioses Buch." und das ist kompletter unsinn. denn helen walsh schreibt nicht einfach über "geburt und mutterschaft", sondern über einen besonders extremen fall von postpartaler (oder auch postnataler) depression. ihre figur rachel leidet nicht unter schlafmangel, sondern an einer psychischen erkrankung. diese tatsache wird nicht nur in der bewerbung des buches zu wenig berücksichtigt, sondern auch der roman selbst geht nicht ausreichend auf das thema ein. so bleibt man als uninformierte leserin (die vielleicht auch noch weiß dass das buch autobiographische züge hat!) am ende des buches verstört zurück und fragt sich: "um gottes willen. so schlimm ist es wenn man mutter wird?" nein, das ist es zum glück in den meisten fällen nicht. 

ich finde es gut und wichtig, dass jemand das thema postpartale (postnatale) depression aufgreift. aber die art und weise wie helen walsh das tut hilft nicht und klärt nicht auf, sie macht lediglich angst. schade!

eine ausdrückliche lesewarnung geht daher an alle schwangeren frauen und jene die ein baby planen. lest es nicht. man (frau) macht sich in dieser lebensphase ohnehin schon viel zu viele sorgen.

für alle anderen gilt: wenn euch das buch interessiert, informiert euch bitte zusätzlich über das thema postpartale (oder postnatale) depression. eine unreflektierte bzw. uninformierte lektüre von "ich will schlafen!" empfehle ich wirklich ausnahmslos niemandem.




13. September 2012

vampirbuch marke "extrablutig"

ich wollte also wieder einmal ein vampirbuch lesen. die auswahl ist ja mehr als groß - leider, muss man in diesem fall sagen. von wegen viele köche und so. außerdem: covergestaltung war auch schon mal einfallsreicher. die sehen ja alle gleich aus! selbst anne rice' vampirklassiker kommen plötzlich im twilight-design daher? nichts gegen twilight, aber stephenie meyer und anne rice in einen topf werfen ...  da haben ja die sprichwörtlichen äpfel und birnen noch mehr gemeinsam.

langer rede kurzer sinn: ich habe schließlich zu (quasi) altbewährtem gegriffen, und zwar zu markus heitz "judassohn", der fortsetzung von "kinder des judas". letzteres habe ich vor einigen jahren gelesen und für recht gut befunden. kann also nicht so ganz verkehrt sein.


es handelt ... von theresia "sia" sarkowitz, der hauptfigur aus "kinder des judas", vor allem aber von ihren nachkommen - den ihr bekannten und den unbekannten. von hexenden, feuer speienden oder alpträume bringenden vampiren und deren feinde und schwächen. von hass und rache, die über die jahrhunderte genährt werden, aber auch von liebe. und nicht zuletzt von der französischen revolution und (vampir)schicksalen zu jener zeit.

liest sich am besten ... relativ bald nach dem ersten band, "die kinder des judas". "judassohn" funktioniert zwar auch so, aber es macht eindeutig mehr spaß wenn sich die handlungen in das große ganze einfügen können.

außerdem braucht es ... erstens: einen guten magen. wie immer ergeht sich markus heitz gern in detailreichen schilderungen diverser (langer) übernatürlicher kämpfe, die immer sehr blutig und oft auch richtig ekelhaft sind. und zweitens: ein gutes gedächtnis. heitz stellt zu beginn des buches nicht weniger als sieben verschiedene vampirspezies inkl. deren kräfte, herkunft und schwächen vor. das muss man sich erst einmal merken. (ja, ich habe gelegentlich zurückgeblättert ...)

und generell wäre zu sagen ... heitz ist zweifellos ein vampirkenner. wahrscheinlich ist er der einzige fantasyautor der über sein themengebiet auch ein sachbuch ("vampire! vampire! alles über blutsauger") geschrieben hat. beim lesen von "judassohn" hat man aber manchmal das gefühl heitz wollte krampfhaft sämtliches recherchiertes wissen über vampire verwerten und das ganze möglichst kompliziert machen. aber erzwungen komplex heißt leider nicht immer wirklich interessant. vor allem weil schlussendlich immer alles mit einem kampf endet, der einem spätestens bei der fünften variante schon ziemlich bekannt vorkommt. ein zerfetzter hals ist eben ein zerfetzter hals ist ein zerfetzter ... ja. grundsätzlich bietet "judassohn" trotzdem solide vampirthrillerspannung marke heitz, allzu viel erwarten sollte man sich aber nicht.




11. September 2012

schlomos welt

wer zwischendurch gerne zu "romantischer unterhaltungsliteratur" greift, kommt an ildikó von kürthy eigentlich nicht vorbei. ich habe einige ihrer bücher gelesen und es hat immer spaß gemacht. :-) ihr neuestes buch "unter dem herzen" ist allerdings ganz anders - und irgendwie auch wieder nicht. auf jeden fall erzählt die autorin dieses mal eine wahre geschichte: ihre eigene.


es handelt ... von ildikó von kürthys eigener schwangerschaft, der geburt und dem ersten jahr mit ihrem kind. von einem gynäkologen mit grenzenloser geduld, schrägen spitznamen für ein ungeborenes (siehe beitragtitel) und vom (vermutlich anerzogenen) hang zu lärmendem und blinkendem plastikspielzeug. und: von demotivierenden promi-schwangeren und ebensolchen neo-müttern.

liest sich am besten ... schwanger. oder mit (eigenem) baby/kleinkind/kind. 

außerdem braucht es ... eigene kinder (eines reicht auch) - um voll und ganz zu verstehen wovon kürthy schreibt, bzw. um aus tiefstem herzen laut mitlachen zu können. wahrscheinlich ist das buch auch für frauen ohne kinder recht unterhaltsam - das kann ich allerdings nicht mehr so recht objektiv beurteilen. ;-)

und generell wäre zu sagen ... "unter dem herzen" ist ein kurzweiliges tagebuch im unverkennbaren kürthy-stil und bietet damit einige vergnügliche lesestunden.

zwischendurch finden sich außerdem ausschnitte von interviews oder artikeln zu unterschiedlichen themen rund um das thema kinder(erziehung). das wäre nicht unbedingt notwendig, gibt es doch in diesem bereich so unglaublich viele verschiedene meinungen, ideale und vorstellungen, so dass die beispiele im buch nur einen allerkleinsten ausschnitt zeigen (können). und das bild der ach so tollen französischen übermutter, die kind und karriere mit links schupft ... ich kann's nicht mehr hören. ganz ehrlich.